Die ersten Kritiken zu „Max´n Morizz“
Von Apa | 22.04.2013 – 10:38
Texta rappen bei „Max’n Morizz“.
Schräger Humor und Sozialkritik halten sich gekonnt die Waage . Experiment gelungen, Premierenpublikum lachte.
„Dieses war der erste Streich“, entschuldigte sich Intendant Rainer Mennicken vor Vorstellungsbeginn für ein Computerproblem, das ein kleineres Chaos bei der Sitzplatzvergabe und kurzzeitig Aufregung bei den Besuchern ausgelöst hatte. „Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen“, hieß es dann in altbekannter Manier, bis dröhnende Beats den erhobenen Zeigefinger gleichsam brachen. Texta rappten gespielt böse, in Begleitung der Nachwuchsterroristen Max (Aurel von Arx) und Morizz (Nina Sarita Müller): die Sturmhaube über dem Kopf, eine Hand im Schritt, die andere erhoben und zur Faust geballt.
Dominik Günther („Es ist kein Kinderstück geworden“) zeigt in seiner Bearbeitung zwei dauergeile „Jungs von der Straße“, die voll im Saft stehen, nur Flausen und Fäkalsprache im Kopf haben und bei jeder Gelegenheit mit dem Seniorenpärchen Dipl.-Ing. Bernhard Schwingenschläger (Puppenspieler Habjan) und Adelheid von Schnotz (geführt von Manuela Linshalm) zusammenkrachen. An Buschs Kinderbuchklassiker erinnern hier nur die antiquierten Reime und die Streiche, heutige soziale Spannungsfelder werden in knapp eineinhalb Stunden durchexerziert: die desillusionierte Jugend, das viel diskutierte Schulsystem, Geldsorgen, Hunger, die übermächtige Finanzwelt etc.
Gewitzt und gleichzeitig klug die eigens komponierten Texta-Nummern, fesselnd die Inszenierung, in der sich die Künstlerriege mehr als einmal über sich selbst lustig macht: „Das ist plumpes deutsches Regietheater! In zehn Minuten rennt ein Nackerter über die Bühne“, wettert beispielsweise Schwingenschläger, bis wenig später eine Puppe ohne Kleidung auftaucht. Der giftige Alte, mehr als überzeugend und lebensecht von einem gerade einmal 25-Jährigen gespielt, und Von Arx als Max, der mit einmaliger Körperbeherrschung ständig unter Strom steht, sind die eindeutigen Hauptdarsteller dieses Abends.
Und die Moral von der Geschicht‘? Max’n Morizz stecken in jedem von uns. Da wird gestichelt, dem andern eins ausgewischt, Macht demonstriert und immer wieder die Sau rausgelassen – bis letztendlich die Sache eskaliert: Nun sind die Pensionisten vermummt, mit Pistolen in der Hand. Die Bengel werden kurzerhand erschossen, im Haus ist der vermeintliche Frieden eingekehrt. „Die Akteure ändern sich, nur die Themen und Probleme bleiben“, rappen Texta und bekommen ebenfalls allesamt eine Kugel ab.
(S E R V I C E – „Max’n Morizz feat. Texta“, Inszenierung und Bearbeitung: Dominik Günther, Bühne und Kostüme: Heike Vollmer, Musik: Texta, Dramaturgie: Franz Huber; in der BlackBox des Linzer Musiktheaters, alle Vorstellungen im April sind ausverkauft, weitere Termine im Mai und Juni; statt eines Programmhefts wird um 5 Euro eine CD mit den Texta-Songs angeboten; www.musiktheater-linz.at)
(B I L D A V I S O – Bilder sind im Pressebereich von www.musiktheater-linz.at verfügbar. Beachten Sie dabei bitte die Copyrighthinweise.)
(Schluss)
ORF Oberösterreich
„Max und Moritz“ als Hip-Hop-Version
Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ aus dem Jahr 1865 wird am neuen Linzer Musiktheater mit der Musik gegenwärtiger Jugendkultur angereichert. Die Linzer Hip-Hop-Band Texta verwandelte die alten Reime in Rap.
Die lautmalerische Sprache in Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ inspiriert seit jeher zu Vertonungen des weltberühmten Kinderbuch-Klassikers, der in rund 300 Sprachen übersetzt wurde.
Texta wagt Experiment
Am neuen Linzer Musiktheater hat man nun ein Experiment gewagt. Die bekannte oberösterreichische Band „Texta“ erzählt die Streiche von Max und Moritz in der musikalischen Sprache der Jugend, dem HipHop.
Bis Mitte Juni zu sehen
Unter dem Titel „Max’n Morizz“ wird die zeitgenössische Version der „Bubengeschichte in sieben Streichen“ nun bis Mitte Juni in der Spielstätte „Black Box“ im neuen Linzer Musiktheater auf die Bühne gebracht.
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Foto: SN/wikipedia/manfred werner