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„Die Presse“ berichtet:

Puppentheater: Wir Herren Karl   Burgtheater. Der „Herr Karl“ kann in jedem von uns stecken, lehrt Nikolaus Habjan in der Puppenversion des Klassikers.   02.01.2015 | 18:48 |  Katrin Nussmayr  (Die Presse)   „Wiener Blut“ jault aus dem Grammofon, drei Puppen baumeln an Haken aufgehängt von der Decke der Burgtheaterbühne: ein Trinker am Kaffeehaustisch, ein stattlicher Kellner, eine blonde Dame hinter der Bar. Wer von ihnen wird wohl der „Herr Karl“ sein, jener von Helmut Qualtinger und Carl Merz kreierte schmierige, opportunistische und elendig selbstmitleidige Mitläufer, sozusagen die Personifikation alles Widerlichen in der österreichischen Seele? In der Puppentheaterversion (Regie: Simon Meusburger) sind sie alle der Herr Karl: Der Grazer Puppenspieler Nikolaus Habjan schlüpft abwechselnd mit Hand und Stimme in die Puppen und lässt sie von früheren Zeiten schwärmen, von früheren Zeiten klagen, es war ja alles besser, nein furchtbar, man musste es sich eben richten. Der Herr Karl ist moralisch flexibel: Er demonstrierte für fünf Schilling für die Partei, die gerade angesagt war, Opfer war er natürlich immer.   Sudern über das Rauchverbot   Die Vielschichtigkeit des verachtenswerten Charakters kommt durch die Aufteilung auf mehrere Klappmaulpuppen schön zum Ausdruck. Der Kaffeehausgast zählt die politischen Ereignisse herunter, an denen er selbst stets als aktiver Schaulustiger beteiligt war, der adrette Kellner referiert über Liebschaften, Jobs und Leben im Gemeindebau. Die Dame an der Bar hat sich stets bereichert, andere ausgenutzt . Immer wieder interagieren die Puppen miteinander, machen einander Vorwürfe, tanzen und schmusen. Es ist ein amüsantes Spiel, dabei stets ermahnend und gefährlich authentisch – obwohl, oder vielleicht gerade weil Habjan moderne Anspielungen eingebaut hat. Herr Karl jammert nicht nur über die Inflation, sondern auch über das Rauchverbot im Café: „Is aber blöd. Wegen da EU?“ Klingeltöne und Husten aus dem Publikum knüpft er geschickt in den Text ein. Er bringt zum Lachen, das Lustige hat dabei aber einen bitteren Beigeschmack: Denn der Herr Karl begegnet uns auch im Alltag, im Kaffeehaus, auf Facebook und manchmal sogar in der eigenen Familie. Man lächelt verschämt und weicht ihm gern aus. Habjan lässt sein Publikum aber nicht davonlaufen. Während er fließend von einer Ausformung des Charakters in die nächste wechselt, zeigt er, dass das Abgründige im Menschen gleich hinter der Oberfläche lauert und dass sich Qualtingers Dicker mit dem Schnurrbart in jedem von uns verstecken könnte. Dabei nimmt er sich auch selbst nicht aus: Am Ende der Vorstellung, nachdem er seine Puppe von der Bühne geschleudert hat (Dienstschluss!), hängt er plötzlich selbst am Haken wie eine leblose Marionette. „Der Herr Karl“ als Puppentheater wurde erstmals 2010 aufgeführt, zur Neujahrsvorstellung gab Nikolaus Habjan ein Gastspiel im Burgtheater. Der Puppenspieler ist demnächst u.a. in „Das Missverständnis“ im Grazer Schauspielhaus, in „Max'n Morizz“ im Landestheater Linz und mit „Schlag sie tot“ im Schuberttheater in Wien zu sehen.   ("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2015)
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Die ersten Kritiken zu „Max´n Morizz“

"Max'n Morizz" stecken in jedem von uns: Lausbuben-Rap in Linz Von Apa | 22.04.2013 - 10:38   Das Linzer Landestheater hat am Sonntag bei der Musiktheater-Eröffnungs Mut bewiesen: In "Max'n Morizz" verleihen die Hip-Hopper Texta und Nikolaus Habjans Wilhelm Buschs Lausbubenstreichen Pepp.   Texta rappen bei „Max’n Morizz“.   Schräger Humor und Sozialkritik halten sich gekonnt die Waage . Experiment gelungen, Premierenpublikum lachte. "Dieses war der erste Streich", entschuldigte sich Intendant Rainer Mennicken vor Vorstellungsbeginn für ein Computerproblem, das ein kleineres Chaos bei der Sitzplatzvergabe und kurzzeitig Aufregung bei den Besuchern ausgelöst hatte. "Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen", hieß es dann in altbekannter Manier, bis dröhnende Beats den erhobenen Zeigefinger gleichsam brachen. Texta rappten gespielt böse, in Begleitung der Nachwuchsterroristen Max (Aurel von Arx) und Morizz (Nina Sarita Müller): die Sturmhaube über dem Kopf, eine Hand im Schritt, die andere erhoben und zur Faust geballt. Dominik Günther ("Es ist kein Kinderstück geworden") zeigt in seiner Bearbeitung zwei dauergeile "Jungs von der Straße", die voll im Saft stehen, nur Flausen und Fäkalsprache im Kopf haben und bei jeder Gelegenheit mit dem Seniorenpärchen Dipl.-Ing. Bernhard Schwingenschläger (Puppenspieler Habjan) und Adelheid von Schnotz (geführt von Manuela Linshalm) zusammenkrachen. An Buschs Kinderbuchklassiker erinnern hier nur die antiquierten Reime und die Streiche, heutige soziale Spannungsfelder werden in knapp eineinhalb Stunden durchexerziert: die desillusionierte Jugend, das viel diskutierte Schulsystem, Geldsorgen, Hunger, die übermächtige Finanzwelt etc. Gewitzt und gleichzeitig klug die eigens komponierten Texta-Nummern, fesselnd die Inszenierung, in der sich die Künstlerriege mehr als einmal über sich selbst lustig macht: "Das ist plumpes deutsches Regietheater! In zehn Minuten rennt ein Nackerter über die Bühne", wettert beispielsweise Schwingenschläger, bis wenig später eine Puppe ohne Kleidung auftaucht. Der giftige Alte, mehr als überzeugend und lebensecht von einem gerade einmal 25-Jährigen gespielt, und Von Arx als Max, der mit einmaliger Körperbeherrschung ständig unter Strom steht, sind die eindeutigen Hauptdarsteller dieses Abends. Und die Moral von der Geschicht'? Max'n Morizz stecken in jedem von uns. Da wird gestichelt, dem andern eins ausgewischt, Macht demonstriert und immer wieder die Sau rausgelassen - bis letztendlich die Sache eskaliert: Nun sind die Pensionisten vermummt, mit Pistolen in der Hand. Die Bengel werden kurzerhand erschossen, im Haus ist der vermeintliche Frieden eingekehrt. "Die Akteure ändern sich, nur die Themen und Probleme bleiben", rappen Texta und bekommen ebenfalls allesamt eine Kugel ab. (S E R V I C E - "Max'n Morizz feat. Texta", Inszenierung und Bearbeitung: Dominik Günther, Bühne und Kostüme: Heike Vollmer, Musik: Texta, Dramaturgie: Franz Huber; in der BlackBox des Linzer Musiktheaters, alle Vorstellungen im April sind ausverkauft, weitere Termine im Mai und Juni; statt eines Programmhefts wird um 5 Euro eine CD mit den Texta-Songs angeboten; www.musiktheater-linz.at) (B I L D A V I S O - Bilder sind im Pressebereich von www.musiktheater-linz.at verfügbar. Beachten Sie dabei bitte die Copyrighthinweise.) (Schluss)   ORF Oberösterreich ooe.orf.at   „Max und Moritz“ als Hip-Hop-Version Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ aus dem Jahr 1865 wird am neuen Linzer Musiktheater mit der Musik gegenwärtiger Jugendkultur angereichert. Die Linzer Hip-Hop-Band Texta verwandelte die alten Reime in Rap. Die lautmalerische Sprache in Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ inspiriert seit jeher zu Vertonungen des weltberühmten Kinderbuch-Klassikers, der in rund 300 Sprachen übersetzt wurde.   Texta wagt Experiment Am neuen Linzer Musiktheater hat man nun ein Experiment gewagt. Die bekannte oberösterreichische Band „Texta“ erzählt die Streiche von Max und Moritz in der musikalischen Sprache der Jugend, dem HipHop.   Bis Mitte Juni zu sehen Unter dem Titel „Max’n Morizz“ wird die zeitgenössische Version der „Bubengeschichte in sieben Streichen“ nun bis Mitte Juni in der Spielstätte „Black Box“ im neuen Linzer Musiktheater auf die Bühne gebracht.   Links: Musiktheater Linz www.nachrichten.at     Foto: SN/wikipedia/manfred werner
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