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Falter 26/12 SPECIAL #54

. . . Noch weniger Aufmerksamkeit wird den SchauspielerInnen bei Produktionen des 24-jährigen Nikolaus Habjan zuteil. In seinen Stücken spielen lebensgroße Klappmaulpuppen die Hauptrolle. „Puppentheater hat mich schon als Kleinkind unglaublich fasziniert. Das ist eine ganz eigene Art des Verzaubertwerdens“, sagt Habjan. „Die Grenzen der Darstellung sind viel weiter gezogen als die des Schauspiels.“ So stirbt beispielsweise eine Puppe auf der Bühne viel authentischer, als es SchauspielerInnen darstellen könnten.

Im Wiener Schuberttheater, einem ehemaligen Pornokino an der Währinger Straße, hat Habjan eine Bühne für seinen Kindheitstraum gefunden. Mittlerweile erregen seine Stücke große Aufmerksamkeit. Zuletzt durch die Aufarbeitung der Lebensgeschichte von Friedrich Zawrel, der während des Zweiten Weltkriegs als Kind vom damaligen Anstaltsarzt Heinrich Gross misshandelt wurde.

Habjan hat sich monatelang mit Zawrels tragischer Lebensgeschichte beschäftigt: Denn Zawrel, der nach dem Krieg nie richtig auf die Beine kam, während Gross weiter praktizieren konnte, traf 1975 noch einmal auf seinen Peiniger. Der brachte mit einem negativen ärztlichen Gutachten Zawrel in den Häfen nach Stein. In einem Berufungsverfahren durfte Gross zwar „Kindermörder“ genannt werden, seine Taten waren aber verjährt und politische Seilschaften schützten ihn vor weiteren Verfahren.

Die kleinen Theater sind künstlerische Biotope. Neben Schwanda und Habjan gibt es viele erfolgreiche Projekte von freien Künstlerinnen und Gruppen. Ein Problem haben sie alle: Die schwierige finanzielle Lage. Zwar werden in der Theaterstadt Wien Projekte abseits von Burgtheater und Josefstadt gefördert, rentabel ist es für die Künstlerinnen trotzdem selten. „Verdient habe ich an dem Projekt noch keinen Cent. Dennoch bin ich froh, dass ich aus wirtschaftlicher Sicht unvernünftig gehandelt habe, sonst hätte ich es gar nicht gemacht“, sagt Schwanda.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Habjan gemacht, der das Schubert Theater mittlerweile als Co-Direktor leitet: „Leicht ist es nicht, in Wien mit einem kleinen Theater zu bestehen. Immerhin müssen wir von unserer Kunst die Miete, den Strom und was wir zum Leben brauchen, bezahlen.“ Beide sehen aber auch die positiven Aspekte der freien Szene: „Da wir kein Geld haben, kann uns auch keiner sagen, was wir damit machen sollen“, sagt Habjan . „Die kleinen Theater sind die Biotope, aus denen alles wächst. Ohne sie würde die Theaterlandschaft in Wien ganz anders aussehen“, sagt Erich Sperger, künstlerischer Leiter des Palais Kabelwerk. . .

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