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„Ausschliesslich Inländer“ – ein Georg Kreisler Abend am Schauspielhaus Zürich

Regie und Puppenbau Nikolaus Habjan / Bühne Jakob Brossmann / Kostüme Denise Heschl / Text und Musik Georg Kreisler / Musikalische Bearbeitung / Komposition Markus Kraler, Andreas Schett / Musikalische Leitung Andreas Schett Mit Benito Bause, Nikolaus Habjan, Claudius Körber, Miriam Maertens, Michael Neuenschwander, Elisa Plüss, Musicbanda Franui Schiffbau/Box Premiere am 2. Juni 2018 Ein Georg-Kreisler-Abend mit Nikolaus Habjan, seinen selbst erschaffenen Puppen, unserem Ensemble und dem Ensemble Franui: Ein anspruchsvoller, konzentrierter Musiktheaterabend aus zum Teil unveröffentlichten Texten und Liedern Georg Kreislers, die dezidiert auf die Schweiz Bezug nehmen . Georg Kreisler hat von 1992 bis 2007 in Basel gelebt und sich in dieser Zeit entsprechend humorvoll und kritisch mit der Schweiz beschäftigt. Die Schönheit sowie der Wahnsinn der spezifischen Schweizer Kunst der Abgrenzung werden in diesem Projekt auf musikalische Weise zum unterhaltsamen Thema.
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Franui & Nikolaus Habjan

Musicbanda Franui Oberalm  So, 20.03.16, 20:00 Uhr Grosser Saal Winklhof Winklhofstrasse 10, 5411 Oberalm
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„Premières“ gelungen …

Von Menschen hinter Monstern In Nikolaus Habjan's Missverständnis zeigen Puppen mehr Emotion als Schauspieler könnten   „Was man nicht kennt, kann man leichter töten“ sagt die Tochter zur Mutter aus dem Off . Einsam liegt da als einziger Zuhörer ein tuchumhüllter Inselklotz auf der Bühne, auf dessen Inselrücken ein kleines Haus in Nebelschwaden leuchtet. Der Satz lässt uns nicht nur ahnen, welch grausames Vermächtnis zwischen Mutter und Tochter in Albert Camus MISSVERSTÄNDNIS eine Rolle spielt. Er könnte auch als Überschrift über einer vorschnellen Kritik zu Nikolaus Habjan’s Inszenierung stehen. Die Bühnenwelt, in der die Geschichte verortet ist, erzeugt so wenig Brüche mit dem Urtext, verweist kaum in die Gegenwart und spielt mit einer vermeintlich derart verstaubten Ästhetik, dass man als „Urheber“ des Abends auf keinen Fall einen jungen Regisseur vermuten würde. Wenn der verschollene Sohn mit dem grauen Gesicht in die farblose Welt zurückkehrt, die er vor 20 Jahren verlassen hat, läuft Krimimusik, als sei man in Hitchcock’s PSYCHO gelandet. Grau dominiert die Insel der Einsamkeit, auf der Mutter und Tochter in einem gesichtslosen Gefängnishotel hausen. Dann reist der Sohn und Bruder inkognito als Gast an. Er hofft, entlarvt zu werden. Mutter und Tochter aber sehen nur den Gast, der die Taschen voll Geld hat und dessen Leben an diesem tristen Ort ein Ende finden muss. „Ich will schnell das Land finden, wo die Sonne alle Fragen verbrennt“ sagt die Schauspielerin, die den kalkweißen Vollmondkopf der Mutter hält und ihren Mund bewegt. Denn die Mutter ist eine der menschengroßen Handpuppen, die in Nikolaus Habjan’s Inszenierung größtenteils die Schauspieler ersetzen. Diese Puppen und die professionellen Puppenspieler im Hintergrund machen das leise Verführungspotential der Inszenierung aus und trösten über die Längen der interpretatorischen Texttreue hinweg. Auch wenn Habjan einen hermetisch abgeschlossenen Erzählkosmos und die Atmosphäre eines vergilbten Krimis kreiert, hat man selten so viele präzise Variationen von Verzweiflung auf Puppengesichtern gesehen. Nicht einmal auf Menschengesichtern. Die furchigen Pappmachémimen scheinen zu weinen, zu zweifeln, zu intrigieren und zu flehen. Trotz ihrer Maskenhaftigkeit blitzt hinter den Puppenfassaden die Menschlichkeit auf, die in Camus’ DAS MISSVERSTÄNDNIS längst verloren scheint. Das künstliche Menschsein wird zu einem vertrauten Monster, das uns mehr über Menschlichkeit erzählt, als Schauspieler alleine es gekonnt hätten. Nur schade, dass nicht auch mit Camus’ Text das geschieht, was den Figuren des Stückes widerfährt. Sie erreichen durch Abstraktion und Verfremdung den Kern ihres Seins. Aber so wie die Familie den Sohn nur als Fremden erkennt, ist eben auch das Erscheinungsbild des Stückes eines, das man schon lange nicht mehr gesehen hat. Daran muss man sich vielleicht erst wieder gewöhnen. Judith Engel   Quelle: Print 2
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Musicbanda Franui & Nikolaus Habjan: „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“

„Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh‘ mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu“  Begräbnislied aus den Alpen Die Pilgerschaft als Lebensthema: „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.“ (aus dem Schubert-Lied „Der Wanderer an den Mond“). Franui, die Musicbanda mit Osttiroler Wurzeln und urwüchsiger Besetzung, schickt gemeinsam mit dem Puppenspieler Nikolaus Habjan den Wanderer auf seinen Lebensweg. Ein Sinnsuchender lässt alles hinter sich und macht sich mit melodischer Seele und beredtem Geist auf, ohne das Ziel der Wanderung auch nur zu erahnen. Seine Begleiter sind romantische Liederweisen von Schubert bis Mahler, die Franui in einer „betörenden Mischung aus schmerzlich-schöner Melancholie und beschwingtem Musikantentum“ (Neue Zürcher Zeitung) in die bodenständige Wirklichkeit transformiert . Mit dem Nestroypreisträger Nikolaus Habjan und seinen Puppen hat Franui schon im Wiener Burgtheater „Fool of Love“ (Shakespeare-Sonette) gespielt. „Der Wanderer“ in Schuberts Lied singt: „Ich komme vom Gebirge her / Die Dämm’rung liegt auf Wald und Meer / Ich schaue nach dem Abendstern / Die Heimat ist so fern, so fern.“ (Text: Georg Philipp Schmidt von Lübeck). Im Gebirge, so erzählt der Osttiroler Franui-Musiker Andreas Schett, singt man ein Begräbnislied: „Wir sind nur Gast auf Erden / und wandern ohne Ruh’ / mit mancherlei Beschwerden / der ewigen Heimat zu.“ Im Stück Franuis und Habjans wird der Wanderer dem Spaziergänger begegnen, jener Figur, die durch den Schweizer Dichter Robert Walser literarische Gestalt angenommen hat – und die der Schweizer Dichter, bis zu seinem Tod in einem Schneefeld, selbst war. Zeilen aus Schubert-Liedern und aus Walser-Dichtungen werden sich begegnen. Nach seiner Ankunft in der ewigen Heimat bleiben vom Wanderer auf der Erde die Worte zurück: „Ich mache meinen Gang; / der führt ein Stückchen weit / und heim; dann ohne Klang / und Wort bin ich beiseit’.“ (Spruch auf dem Grab Robert Walsers in Herisau)   ©Text IMAGO DEI Klangforum KREMS 2015     Die nächsten Konzerttermine: Do., 09.07.2015 „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“ Franui und Nikolaus Habjan Festival Retz Infos & Karten So., 12.07.2015 11:00 Uhr "Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“ Franui und Nikolaus Habjan Tiroler Festspiele Erl Festspielhaus Erl Infos & Karten Do., 30.07.2015 20:00 Uhr „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“ Franui und Nikolaus Habjan festival wellenklænge Seebühne, Lunz am See Infos & Karten
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