Fly Ganymed
von Paulus Hochgatterer
Projekt von „wenn es soweit ist“ mit der Abteilung Museum & Publikum im KHM
Theseustempel, Premiere 06.09.2012
Regie Jacqueline Kornmüller
Mit Joachim Bissmeier, Nikolaus Habjan, Franziska Singer, Martina Stilp, Peter Wolf
Kritiken
Denn der Hauptdarsteller ist eine Stoffpuppe in roten Kinderschuhen. Gefertigt und geführt vom wunderbaren Puppenspieler Nikolaus Habjan. Der beim Agieren den gleichen erschrocken-erstaunten Ausdruck annimmt, den er seinem Schützling per Handbewegung verleiht.
(Kurier, Michaela Mottinger, 23.08.2012)
Die düstere Erzählung eines namenlosen Buben, der, aus seinem Heimatdorf verschleppt und in die Welt hineingeworfen, vergeblich nach Zuneigung sucht.
Dieser Bub ist in der Inszenierung von Jacqueline Kornmüller eine Puppe, und durch präzise Führung ringt ihr Habjan eine unheimliche Lebendigkeit ab.
(Standard, Eva Biringer, 8./9.09.2012)
Das größte Verdienst am Gelingen des von Jacqueline Kornmüller inszenierten Abends aber kommt, wie schon damals im KHM, Nikolaus Habjan zu: Er spricht den Text des Buben und imaginiert selbigen mit einer Handpuppe in Mangaästhetik. Welches Leben, welche mimischen und motorischen Nuancen der erst 22-Jährige seinem Puppen-Buben einhaucht, macht einen zwischendurch atemlos. Hier wirkt ein Großer von morgen.Dass er auch extrem textsicher ist, bewies Habjan in den oft rasch geführten Dialogen mit dem voraufgezeichneten Video-Opa. 60 Minuten währt der Abend, Jubel für die Uraufführung.
(Kleine Zeitung, Frido Hütter, 8.09.2012)
Wenn der Bub Angst hat, füllt diese den ganzen Saal aus…
(Falter, Sara Schausberger, 12.09.2012)
Als variable Requisiten genügen zwei Hocker und ein Bett. Die als Führerhaus des Fluchtautos genauso taugen wie als Fluchtröhre oder Orte, um sich in die Heimat zurückzuträumen. Während in die Figuren des Fernfahrers, einer Fluchtgenossin, von Grenzbeamten und einer Sozialarbeiterin reale Schauspieler schlüpfen, ist die Hauptperson eine Puppe.
Der von Nikolaus Habjan wunderbar berührend Leben eingehaucht wird. Um verbal wie in subtilen Gesten sämtliche Nuancen einer kindlichen Seele auszudrücken, die schrecklichen Nöte des Verlassen- und Ausgesetztseins, aber auch kindlicher Fluchten in die Welt der Fantasie als einzige Möglichkeit, mental zu überleben. Eine wichtige Rolle im Leben des kleinen Buben spielt der Großvater, der auf einer großen Leinwand immer wieder erscheint, um ihn an die Gerüche der Heimat und seine kleine Ziege, aber auch an das Geschäft, in dem man Bomben kaufen kann, oder die Schule mit ihren 52 Löchern zu erinnern.
(Tiroler Tageszeitung, 2.07.2013)