Das Missverständnis von Albert Camus
Probebühne, Schauspielhaus Graz, Premiere 17. 10. 2014
Regie: Nikolaus Habjan
Bühne: Jakob Brossmann
Kostüme: Denise Heschl
Dramaturgie: Heike Müller-Merten
Mit
Martha/ Der Knecht: Nikolaus Habjan
Jan/ Der alte Knecht: Florian Köhler
Maria/Die Mutter/ Der alte Knecht: Seyneb Saleh
Übernommen 2015/16 ins Repertoire des Volkstheaters Wien
Gastspiele in im Teatro Nacional São João in Porto, Portugal (Oktober 2017), Festival Premières in Karlsruhe 2015,Internationales Figurentheaterfestival Fürth/Nürnberg/Erlangen 2015, euro-scene 2016 Leipzig und im Schauspielhaus Zürich (November 2016)
Jurybegründung für die Beste Bundesländer-Aufführung (Nestroy-Preis 2015)
1944 im besetzten Paris uraufgeführte Drama von Albert Camus entwickelt in dieser Inszenierung von Nikolaus Habjan eine gespenstische Suggestivkraft, der man sich nicht entziehen kann. Gerade weil Puppenspieler Habjan das Bühnengeschehen zwischen Figuren und Menschen aufteilt, dringt er tief in die menschliche Psyche ein. Ein Mann kehrt nach jahrelanger Abwesenheit in seine Heimat zurück, die er vor zwanzig Jahren verlassen hatte. In einem heruntergekommenen Hotel, das unweigerlich an das berühmte „Psycho“-Ambiente erinnert, trifft er auf seine Mutter und Schwester, denen er sich jedoch nicht zu erkennen gibt. Die beiden pflegen jedoch ihre Gäste zu ermorden und auszurauben. Die sich anbahnende Tragödie wird durch verschiedene Größenverhältnisse von Räumen und Akteuren und im steten Wechsel zwischen lebendigen Menschen und ihren Puppen-Ichs zu einem Psychothriller, in dem sich Traum und Trauma auf das Unheimlichste vermischen.
(Wolfgang Huber-Lang)
Kritiken
„Dass Habjan mit seinem Puppen Alter Ego, der illusionslosen Martha, geradezu verschmilzt, überrascht jene, die ihn schon einmal gesehen haben, nicht: Dass das aber auch den bei den Schauspielern (Saleh als Mutter, Köhler als verlorener Sohn) so hervorragend gelingt, erstaunt umso mehr. Hier sind drei Könner am Werk, die mit ihrem (Puppen-)Spiel faszinieren und berühren. …Die drei Akteure nehmen einen …mit auf einen ausweglosen Trip in die Hoffnungslosigkeit, der zwar vor 70 Jahren in dunklen Zeiten geschrieben wurde, bis heute aber nichts von seiner Aktualität und Eindringlichkeit eingebüßt hat. Ein Abend, den man nicht versäumen sollte!“
(Kronen Zeitung, Michaela Reichart,19. Oktober 2014)
„Tosender Applaus für Nikolaus Habjans Camus-Deutung…. Nikolaus Habjans Interpretation des 70 Jahre alten Dramas knistert und raubt den Atem bei der Heimkehr des unerkannten Sohnes zur mörderischen Mutter und Schwester in einer böhmischen Herberge. … Furios Jakob Brossmanns Bühne als kippende Hotel-Rezeption….Bestens geschult von Neville Tranter, vermitteln die seelenlosen Figuren Abgründe unmissverständlicher als mancher Mime mit Herz.“
(Kleine Zeitung, Elisabeth Willgruber-Spitz, 19. Oktober 2014)
„Habjan ist einfach nur … gut. Richtig gut. … Die Stars dieses Abends sind die Puppengesichter, die Habjan direkt aus dem Text geschnitzt zu haben scheint, außerdem Brossmanns raumgreifender Bühnenbau mit Puppenhaus, die drei perfekt eingesetzten Stimmen und der ruhige Fluss der Erzählung. …So unbefangen und schön, dass nur zu sagen bleibt: Hingehen!“
(Falter 47, Hermann Götz, 29.10. 2014)
Auch wenn Habjan einen hermetisch abgeschlossenen Erzählkosmos und die Atmosphäre eines vergilbten Krimis kreiert, hat man selten so viele präzise Variationen von Verzweiflung auf Puppengesichtern gesehen. Nicht einmal auf Menschengesichtern. Die furchigen Pappmachémimen scheinen zu weinen, zu zweifeln, zu intrigieren und zu flehen. Trotz ihrer Maskenhaftigkeit blitzt hinter den Puppenfassaden die Menschlichkeit auf, die in Camus’ DAS MISSVERSTÄNDNIS längst verloren scheint. Das künstliche Menschsein wird zu einem vertrauten Monster, das uns mehr über Menschlichkeit erzählt, als Schauspieler alleine es gekonnt hätten.
(Judith Engel 5.6.2015, http://www.staatstheater.karlsruhe.de/media/docs/festival_premieres_print2.pdf)
Klug spielt der Regisseur und Puppenspieler mit der Reibung der Formen. Wenn den Menschen die Worte fehlen, artikulieren die Figuren ihre Gefühle als endlose stumme Schreie, die im dunklen Angstraum verhallen. Mit großem Respekt vor dem Text, den Camus 1943 im von den Nazis besetzten Paris schrieb, erschafft Habjan ein zeitloses Universum.
(Nachtkritik.de, 07.06.2015)
Die Produktion, die im Früher Stadttheater viele Bravos erhielt, lebt von der Schlichtheit und Intensität der Darstellung. Drei Klappmaul-Puppen werden von den Darstellern ganz klassisch vor dem Körper geführt….Habjan und seine beiden Kollegen sind ausgezeichnete Schau- und Puppenspieler, raffinierte Lichtwechsel, Camus`gleichnishafte Geschichte von Sehnsucht nach der Heimat, Eifersucht unter Geschwistern und der Unausweichlichkeit der Existenz machen den Abend zu einem Erlebnis.
(Fürther Nachrichten, Birgit Nüchterlein und Katharina Erlenseen, 16.5.2015)
Diesen Gesichtsausdruck wird man nie vergessen: tiefe Furchen, den Mund gräßlich verzogen, die Augenbrauen kreuz und quer: gequält, gealtert, getroffen von Schuld und Schicksal. Obwohl es sich um Puppen handelt, oder gerade deshalb, zeichnen sich ihre inneren Qualen so deutlich ab. Dunkel, gruselig und ein bisschen wie ein Hitchcock-Film wirkte die grandiose Inszenierung von „Das Missverständnis“ von Albert Camus
(Badisches Tagblatt, Ute Bauermeister, 14.06.2015)
„Das Missverständnis“ ist alles andere als ein fulminantes Theaterwerk, sondern ein reichlich papierenes Thesendrama und eher eine Krücke, die den existentialistischen Maximen des Autors auf die Beine helfen soll. Mit Schauspielern alleine ließe sich daraus wohl kaum mehr machen als ein Exponat für das Museum der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Doch so wie Regisseur Nikolaus Habjan, der seit bald zehn Jahren die Wiener Puppentheaterszene aufmischt und mit Stücken wie Helmut Qualtingers Der Herr Karl oder F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig große Erfolge gefeiert hat, das Drama in einer neuen Produktion des Wiener Volkstheaters angeht, wird es zu einer faszinierenden Studie über die fundamentale Absurdität der menschlichen Existenz. …
Die Rollen werden zuerst von Schauspielern verkörpert, um dann in die Körper von Puppen zu wandern – und wieder zurück. So kann die Gefahr einer naturalistischen Identifikationskunst schon von vornherein gar nicht aufkeimen: In der Abstraktion des Figurentheaters manifestiert sich das allzu Menschliche als Idee, die zur Handlung wird. Eine Befreiung von der Sinnlosigkeit erweist sich als Illusion.
Vor allem der Figur der Martha, jener traurigen, frustrierten Tochter, vom Leben verhöhnt, vom Schicksal gepeinigt, die unter der Fuchtel der Mutter zur Verbrecherin wird, hat Habjan, der seine Puppen selbst baut, eine faszinierende Gestalt gegeben: In ihre kantigen, versteinerten Züge sind die Verzweiflung und der Wahn genauso eingeschrieben wie der Nachglanz verwelkter Schönheit. Ein letzter Rest Hoffnung beginnt zu flackern, wenn der Spieler mit der Hand in seine Kreatur fährt und sie zum Leben erweckt. „Alle hatten mich gewarnt, als ich das Missverständnis inszenieren wollte“, erzählt Nikolaus Habjan: „Das sei so eine vertextete Kopfgeburt. Ich habe das Stück dann vor dem Einschlafen gelesen, und gleich ist ein Kopfkino losgegangen. Martha konnte ich sofort sehen, die war gleich da. Und wenn man eine Puppe sieht, dann sieht man auch die Gedanken, die sich in ihr formen.
(Zeit-online. Kultur, Thomas Miessgang, 26. Oktober 2015)
Das Missverständnis lässt wie kein anderes Stück in diesem Wiener Theaterherbst die Dämonen los. Die Inszenierung, an Stummfilmzeiten gemahnend, handelt mit Behauptungen des Grusels, die mit leibhaftigen Schauspielern allein heute kaum mehr zu halten wären. Das geisterhafte, beängstigende Eigenleben der Puppen, ihre stets leicht glasigen Augen, die eruptiven, vom Taumel der bevorstehenden Tat ungelenken Bewegungen und Deformierungen beglaubigen Sekunde um Sekunde die zu befürchtende Katastrophe.
Nikolaus Habjan, der Puppenbauer und -spieler vom Schubert-theater, der schon Jelinek- und Shakespeare-Lookalikes für das Burgtheater kreiert und geführt hat, trifft mit seinem Konzept voll ins Schwarze. Es gelingen ihm mit filigranen Bewegungen im Zusammenspiel von Puppen- und Schauspielerkörper nicht nur bezwingende Interpretationen eines kaputten Lebens, sondern auch bildnerische Meisterstücke:
Etwa wenn sich die Mutter mit der nie ganz weichenden Sorgenfalte einer Erziehungsberechtigten über das zur Routine gewordene Töten in den Fauteuil an der Rampe niederlässt, die Beine (der Schauspielerin) übereinander schlägt und ihre hexenhaften Puppenfinger darauf ablegt und zu zweifeln beginnt. Das knistert.
(Der Standard, Margarete Affenzeller, 27.10.2015)
Am Ende, nach eineinhalb Stunden faszinierenden Theaters, werden die Puppen auf der Bühne des Wiener Volkstheaters in einen Schrank gesperrt. Die Musik dazu: beklemmend, aber auch zynisch leicht. Ein Diener, blass und mit einer Maske wie aus einem Gruselfilm, packt die entseelten Hüllen von Mutter, Tochter und Sohn. …Mithilfe der Schauspieler, die nach Auftritten als Jan und Maria bald auch die Puppen bedienen, scheint Habjan zaubern zu können. Diesen dunkel gekleideten Figuren mit ihren verzerrten Masken, dem starren Blick und dürren Fingern wird Leben eingehaucht. Der Mund dieser Puppen klappt auf und zu, ihre Gesten sind sparsam, doch man bildet sich ein, ein komplexes Mienenspiel zu sehen.“
(Die Presse, Norbert Mayer, 24.10.2015)
Man muss kein dezidierter Freund und Bewunderer des „Puppentheaters“ von Nikolaus Habjan sein, man kann diese „Methode“ der Interpretation, so virtuos mit den Klappmaulpuppen auch umgegangen wird, durchaus für überschätzt halten. Aber im „Missverständnis“ passt die Verwandlung, passt die Verdoppelung in erstaunlicher Weise. Es ist völlig einsichtig, dass der Sohn sich ein anderes Gesicht gibt, es ist klar, dass Mutter und Tochter nicht nur ihr mörderisches Selbst besitzen – und die einzige klare, eindeutige Figur des Stücks, die unverstellte Gattin des Sohnes, ist auch ohne verdoppelnde Puppe zu sehen.
(Der Merker, Renate Wagner, 04.11.2015)
„Die Gestalten, die der junge Grazer kreiert und auf der Bühne führt, sind trotz ihrer vermeintlichen Starre zutiefst berührend. Sie können alles ausdrücken. Liebe, Hoffnung Schmerz. Nichts ist so abgründig wie ein Gesicht, in das sich alles hinein interpretieren lässt.“
(Kurier, Barbara Mader, 24.10.2015)
„Nikolaus Habjan ist für seine Interpretation von Camus’ Drama Das Missverständnis am Grazer Schauspielhaus für den Nestroy-Preis nominiert. Die erstklassige Produktion ist derzeit am Volkstheater zu sehen. Von Menschen geführte ‘Klappmaulpuppen’ formiert Habjan zu einem grandiosen Ensemble und spielt selbst mit.“
(News, Susanne Zobl, 24.10.2015)
Erst mit der Erkundung der Familienkostellation beginnt das Spiel mit den lebensgroßen Puppen, von denen jede einzelne ein Schaudern erregendes Kunstwerk ist…Die starren, grellweißen, fratzenhaft verzerrten Klappmaul-Gesichter haben beinahe etwas Magisches und suggerieren, dank der hervorragenden Lichtregie (Viktor Fellegi) und der Gebärden der Schauspieler, auch mimische Ausdruckskraft.
(Wiener Zeitung, Hilde Haider-Pregler, 27.10.2015)
Jan setzt sich durch, Maria geht und lässt ihn allein in der Pension zurück. Auf seinem Zimmer (das wir auf der schiefen Ebene zur Szenerie hinzuimaginieren) packt er seinen Koffer aus – und zieht sein Figuren-Ich hervor. Ab jetzt ist er doppelt da und auch wieder nicht, er verschmilzt mit seiner Figur, und er versteckt sich hinter ihr. Jans Unentschlossenheit, seine Zerrissenheit, sein Versteckspiel spiegeln sich perfekt in dieser Doppelexistenz…Im Grunde ist es ist Verwirrung pur. Ein junger Mann spielt eine Frau, eine junge Frau spielt eine alte, und beide Frauen sind nur halbe Puppenwesen, deren Kleider wie leere Hüllen herabhängen, die uns aber vollständig erscheinen, weil wir ihnen die Beine und Füße der Spieler zuschlagen. Der Witz ist nur: Das alles erscheint völlig selbstverständlich. Diese Figuren sind ganz und gar überzeugend. Vielleicht sogar mehr als es ein Bühnenschauspieler in einer Rolle je sein könnte. Denn: Sie spielen ja nicht. Sie sind.
(http://www.365tage-camus.de/das-missverstaendnis-in-wien-ein-theatererlebnis/, 8.8.2020)
Es gilt, die Wucht, die das Stück in sich trägt, zu wahren, ohne sich in der lähmenden Umständlichkeit zu verlieren. Und das gelingt hier famos. Mit drei Puppen für Mutter, Tochter Martha und Jan zeigt die Inszenierung ein gespenstisches Kriminalstück.
(Leipziger Volkszeitung, 14.11.2016)
Es sind die ungenutzten Möglichkeiten, das Missverständnis aufzuklären, die es für das Publikum so drängend machen. In diesem Strudel sind es die Puppen, die mit ihren starren, einander verfehlenden Blicken der hilflosen Gesten die Szenen mit Bedeutung Aufladen. Ausgerechnet die Puppen verleihen der konstruierten Situation die notwendige Glaubwürdigkeit.
(Leipziger Volkszeitung, Dimo Riess, 14.11.2016)
Die Fassung im Volkstheater lässt sich jedoch mit keiner anderen vorherigen vergleichen. Denn Habjan schuf dafür drei Puppen mit expressiven Gesichtern. Er selbst schlüpft dabei in die Rolle von Martha, der Tochter. Seyneb Saleh, welche die Puppe der alten Mutter bewegt, ohne sie dabei anzusehen, erweist sich als geniale Partnerin. Außerdem verkörpert letztere auch Maria, die Frau des Sohnes, die in banger Vorahnung ihren Mann nicht allein in das Haus seiner Familie lassen möchte. Ebenso verkörpert sie den alten Knecht, dessen Auftritte sie jedoch mit Habjan und Florian Köhler abwechselnd teilt. Kostengünstig und effektiv kann man diese Mehrfachbesetzung bezeichnen, die einem während des Spiels nicht auffällt. Nach der Aufführung staunt man ungläubig, wie einfach man im Theater doch getäuscht werden kann. Ungleichzeitigkeiten im Auftritt machen dieses Wechselspiel möglich. Die Puppe von Jan, dem Sohn, wird ebenfalls von Florian Köhler geführt…Die expressiven Puppengesichter und das feine Spiel, das Habjan, Köhler und Saleh zeigen, machen die Inszenierung zu einem ganz besonderen Erlebnis. Die Übernahme aus dem Schauspielhaus Graz war eine richtige Entscheidung – das Publikum reagierte mit langem Applaus und Bravo-Rufen.
Ohne die Puppen wäre Camus‘ absurder Politpathos, seine Verfremdungssprache, die Vertrautheit zur bewussten Illusion macht, schwieriger auszuhalten. Hier wird nicht miteinander verhandelt, sondern sich gegeneinander verhalten. Dies und die handhaberisch existenzielle Entschleunigung stehen für eine Kommunikationsunfähigkeit, aber nicht für das Entsagen der Emotionen. Sie beuteln einen, diese Puppen. Wenn sie von der Einsamkeit des Verbrechens, selbst wenn von Tausenden gemeinsam begangen, sprechen…Das Missverständnis“, so berühmt philosophisch wie psychologisch bedeutsam, gerät ihm (Habjan) schlicht spannend. Habjan, ein Meister des Suspense. Der Abend ist atmosphärisch dicht, beklemmend, von großer Intensität wie Intimität. Ein Kammerspiel, das seinen grausigen Sinn für Humor über das Publikum ergießt. Ein Psychothriller mit Puppen…Die Puppen sind Bühnenpartner, mit denen die Darsteller ins Zwiegespräch gehen. Die Mutter, als sie von instinktbefohlenem Skrupel befallen in einen Fauteuil sinkt, Jan, changierend zwischen Enttäuschung und Entsetzen, als er sich knapp vor Schierlingstrank den Verdruss über die Verwandtschaft eingestehen muss. Die Puppe denkt, der Mensch gibt ihr eine innere Stimme, das ist eine Qualität, die es nur so geben kann. Und apropos, Stimme wie Haltung: Es ist, man kann es leider nicht weniger peinlich sagen, entzückend! wie Habjan seine Puppe beobachtet, wie ehrlich erstaunt er ist, ob der furchtbaren Dinge, die sie formuliert, wie er mit seiner Mimik ihre Gesten kommentiert.
Am Ende des erlösungsgedanklich erbarmenbefreiten Teufelskreises zieht Köhler die Hand aus seinem Jan, die Puppe stirbt, der Mensch nun Geist sagt noch: „Ich bin’s“ – und ab. Die Entsorgung der Puppe durch die Mitpuppen im Fluss ist grauenhaft grotesk. Schmerzhaft. Den greisen Knecht, letztlich letzter Überlebender, gestalten mit fahlgesichtiger Maske alle drei Spieler abwechselnd, weil ER in allen ist.
(Michaela Mottinger, 24.10.2015, http://www.mottingers-meinung.at/?p=15568)
Recorde-se que Albert Camus escreveu a peça em 1941, em plena II Guerra Mundial, quando a França se encontrava sob ocupação germânica. À época, a obra foi “mal entendida e apelidada de “depressiva”. No entanto, o fascínio que o texto exerceu no encenador austríaco, fez com que Nikolaus Habjan (também actor e marionetista) se dedicasse à tarefa de criar um espectáculo em que as marionetas se assumissem como um espelho, a conferirem uma visão dupla à peça: “São dois mundos”, relata o encenador. E complementa “e camadas que se sobrepõem”.
(20.10.2017, https://globalnews.pt/cultura/o-mal-entendido-no-teatro-nacional-sao-joao-equivoco-fatal-com-o-filho-prodigo/, 9.8.2020)