de

„The Hills are Alive“

The Hills are Alive

 

Von Neville Tranter

Schauspielhaus Graz, Uraufführung in englischer Sprache,15.11.2019
Regie: Nikolaus Habjan / Neville Tranter

Puppenbau: Neville Tranter

Bühne / Kostüme: Denise Heschl

Musik: Kyrre Kvam

Licht: Thomas Trummer

Dramaturgie: Jennifer Weiss

Mit Nikolaus Habjan, Neville Tranter

 

 

Größtes Theaterereignis neben „Maria Stuart“ bei den Festwochen und „Bakchen“ am Burgtheater. (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 29.12.2019)

 

 

Vorberichte

 

Dem Grazer Schauspielhaus steht ein Saisonhöhepunkt bevor: Die Puppen-Virtuosen Nikolaus Habjan und Neville Tranter arbeiten gemeinsam an einem Stück.

Zwei Männer, der eine jung, schmal, voll flirrender Energie. Der andere um einiges älter und bedächtiger, bullig. Beide sind schwarz gekleidet; unter Künstlern nicht ungewöhnlich, in ihrem Fall aber auch typische Arbeitstracht.

Soeben haben Nikolaus Habjan und Neville Tranter, ziemlich sicher die beiden besten Puppenspieler unserer Zeit, eine Probe zu „The Hills Are Alive“ beendet. Die Klappmaulpuppen, die sie auf der nächsten Probe wieder über die Arme streifen werden, um hinter ihnen auf unheimliche, ja ungeheuerliche Weise zu verschwinden, sind lässig in eine Kiste gestopft: Max und Maria von Trüb zum Beispiel, ein sichtbar greises Ehepaar, das im Stück nach Jahrzehnten des US-Exils in die alte Heimat Österreich remigrieren will – was nicht ohne gröbere Komplikationen abgehen wird. Daneben liegt, mit rot glitzernd irrlichterndem Blick, eine Figur, der Habjan den Namen Norbert Frickl gegeben hat. Dass man sich durch diesen

Namen an einen in Migrationsfragen so umtriebigen wie umstrittenen heimischen Politiker erinnert fühlen könnte, ist genauso kein Zufall wie die Biografien der Trübs, die an die Familiengeschichte derer von Trapp angelehnt sind.

Ja genau, das ist die singende Familie aus „The Sound of Music“, einem einst unglaublich

erfolgreichen Broadway-Musical und danach noch erfolgreicheren Musikfilm, der seit 1965 in weiten Teilen der Welt ein idyllisches Österreich-Bild prägt. Viel wird darin von blühendem Edelweiß und vom Klang der Musik Uber den Hügeln gesungen, obwohl der Film auch von der Flucht der Trapps vor den Nazis erzählt – bei Habjan und Tranter Steilvorlage für ein Stück, das sich mit den Abgründen der Gegenwart, den ungelösten und oft unlösbar erscheinenden Fragen von Asyl, Migration, Integration, mit Empathie- und Demokratieverlust befassen wird. Arnold Schwarzenegger spielt auch mit.

Es ist Habjans und Tranters erste gemeinsame Produktion. War es schwierig, auf der Bühne

zusammenzufinden? „Nein“, versichern beide. „Es hat sofort Klick gemacht“ – und das, obwohl Tranter 40 Jahre lang nur Soli spielte. Aber die beiden kennen einander schon seit 2003. Tranter, damals bereits ein weltberühmter Puppenspieler von richtungsweisender Originalität und Verstörungskraft, gastierte häufig beim Grazer Figurentheaterfestival „La Strada“. Zu einem seiner Workshops meldete sich ein 14 Jahre alter, bereits schwer mit Bühne infizierter Knabe an.

Der zählt, inzwischen 32, längst selbst zu den gefragtesten Virtuosen seines Fachs. (Kleine Zeitung Sonntag, Ute Baumhackl, 10.11.2019)

 

„The Sound of music“ mit all seinen verharmlosenden Klischees war Ausgangspunkt für diese durchaus aktuelle Polit-Groteske, betont Nikolaus Habjan: „Wir haben diese Klischeevorstellung, wir hören Immigrant, und sehen jemanden aus Syrien oder Afghanistan. Wir wollten das einmal umdrehen und darauf hinweisen, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass Österreicher Immigranten waren und auf die Gnade anderer Länder angewiesen waren.“

Es ist eine Gratwanderung zwischen bitterem Ernst und schwarzem Humor, die die Puppen-Spieler spielerisch beherrschen: „Es war die Möglichkeit, mit dem Film und mit der Phantasie zu spielen sowie mit diesem Thema von Migration – dabei entsteht viel Humor, finde ich“, sagt Neville Tranter.

Nikolaus Habjan sagt weiter über die Kraft des Puppenspiels: „Das Puppentheater bittet einerseits eine unglaubliche Feinheit und auf der anderen Seite eine unglaubliche lustige ‚Holzhammer-Art‘. Mit der Puppe kann man alles machen, und dadurch kann man auf der einen Seite gleichzeitig eine Distanzierung schaffen und auf der anderen Seite wieder eine unglaublich brutale Nähe, und das ist der Reiz.“

Und Neville Tranter dazu: „Sie sind extrem, sie sind sehr karikaturesk, und so müssen sie auch sein, aber da gibt es Momente, da gehen die Charaktere viel tiefer, es ist dann nicht nur Karikatur, es gibt echte, dramatische Momente auch im Stück.“ (ORF Steiermark, 15.11.2019)

 

 

 

Kritiken

 

In einem fantastischen, rasanten, witzigen Reigen, der vom fadenscheinigen Feel-Good-Charme alter Hollywoodmusicals genauso erzählt wie vom Comeback faschistoiden Gedankenguts und der hässlichen Realität sogenannter Ausreisezentren. …Bekanntlich sind Habjan und Tranter jeder für sich Ausnahmeerscheinungen des Figurentheater-Genres. Dass die beiden im Zusammenspiel die ohnehin schon hoch gelegten Erwartungen noch übertreffen würden, war nicht unbedingt aufgelegt. Und es ist ein außerordentlicher Abend geworden, ausgelassen und poesievoll, subtil und plakativ, pointensatt und tieftraurig. (kleinezeitung.at, Nachtkritik, Ute Baumhackl, 15. 11.2019)

 

…eine wundersame, witzige, traurige, begeisternde Parforce mit Puppen…Unglaublich, was Habjan und Tranter da leisten, schnelle Stimmwechsel, noch schnellere Stimmungswechsel. …Vor lauter feinen Anspielungen und Wortwitz wird einem schwindlig, nur mehr das Ergeben ins Lachen hilft… Eigentlich müsste man ‚The Hills are Alive‘ mehrmals sehen, um sicherzugehen, auch noch die letzte sprachliche oder musikalische Köstlichkeit ausgekostet zu haben. … Habjan und Tranter und ihr Stück sind Ausnahmeerscheinungen. …Das bitterschöne ‚The Hills are Alive‘ war in jedem Aspekt ein Abend der Meisterlichkeit.“ (APA, Peter Kolb, 16.11.2019)

 

 

Was für ein toller Theaterabend! … Es ist ein Kunststück, das Tranter (Text und Puppenbau) und Habjan mit diesem Stück gelingt: Einerseits arbeiten sie sich herzhaft und pointiert an den vielen Legenden um die Familie Trapp und das Österreich-Bild in Hollywood … ab. Andererseits ist ‚The Hills Are Alive‘ ein bissiger Kommentar auf die gegenwärtige Flüchtlingspolitik und die tragische Wiederkehr fremdenfeindlichen Gedankenguts. Es ist also kein Zufall, dass der Bürokrat Frickl mit seinem Bärtchen verdächtige Ähnlichkeiten mit einem gewissen Adolf hat! Umso herrlicher ist es, diese Figur beim Scheitern an der englischen Sprache zu beobachten, in der gespielt wird. Doch keine Angst, das Stück ist trotzdem gut verständlich, nicht zuletzt, weil mit Tranter und Habjan zwei der großartigsten Puppenspieler der Gegenwart auf der Bühne stehen. Wie vielseitig sie all die Figuren ausfüllen und wie flink sie zwischen ihnen wechseln ist atemberaubend. Und bei all den Andeutungen und Querverweisen, die sie in den gut 85-minütigen Theaterabend verpackt haben, finden sie auch noch Raum, sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen.
Das Resultat ist alles, was man sich von einer bösen Puppenkomödie wünschen kann – und noch ein bisschen mehr. Verdiente Standing Ovations bei der Premiere.
 (Kronen Zeitung / krone.at, Christoph Hartner, 17./18.11.2019)

 

In ihrer fulminanten ersten Teamarbeit zeigen Nikolaus Habjan und Neville Tranter Figurentheater als schrecklich komisches Zerrbild heimischer Gegenwart…Was folgt, sind eineinhalb Stunden Ausgelassenheit. … nachtschwarz, bitterböse, schaurig schön, pointensatt. Nach zehn Minuten setzt es den ersten Szenenapplaus, am Ende spendiert ein volles Haus den beiden Puppenspielern stehende Ovationen. …Fantastisch, wie die insgesamt acht Klappmaulpuppen in rasendem Wechsel von nur zwei Spielern bewegt, gesprochen und sogar gesungen werden. Wie präzise Habjan und Tranter Charakterzeichnung, Akzente, Timing, Pointen, Meta-Witze miteinander verflechten. Und wie geschmeidig Plakatives und Subtiles, Pathos und Groteske, Komik und Tragik hier zu einem großen Theaterabend zusammenwachsen. (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 17.11.2019)

 

Die beiden Puppenspieler bringen die Geschichte energiegeladen auf die Bühne. …Perfekt mimen die beiden die verschiedenen Stimmlagen der Figuren. …beeindruckend sind auch die unglaublich schnellen Wechsel der zahlreichen Puppen von den nur zu zweit auf der Bühne stehenden Spielern. Zusätzlich überzeugt die Optik der von Tranter geschnitzten Werke. … Ein kompakt gefüllter Abend, der stets für viele Lacher sorgt und keine Minute Langeweile mit sich bringt. Großartige Leistung von Neville Tranter und Nikolaus Habjan, die jetzt schon auf weitere Zusammenarbeit hoffen lässt. (kultrefgraz.wordpress.com, Teresa Guggenberger, 17.11.2019)

 

Neville Tranter und Nikolaus Habjan parodieren in ‚The Hills Are Alive‘ türkis-blaue Österreich-Klischees… Im Universum der Klappmaulpuppen, in denen Tranter und Habjan regieren, ist nichts unmöglich. Will man alle Anspielungen in „The Hills Are Alive“ verstehen, sollte man „The Sound of Music“ kennen. Sowohl der sprechende Ziegenbock als auch das Bühnengemälde mit Alpenpanorama und nicht zuletzt Habjans famose Gesangs-Dekonstruktionen beziehen sich darauf. (Der Standard / derstandard.at, Werner Schandor, 17./18.11.2019)

 

 

 

… nicht nur das Handwerkliche besticht, auch wie im Minutentakt Gags gezündet werden, die an Stand-up-Comedy erinnern. Bearbeitungen von Originalen sehen wir oft, dies ist eine Eigenschöpfung, etwas Besonderes, eine Satire …“ (Die Presse, Barbara Petsch, 18.11.2019)

 

Bissig wird der langsame Weg der Bürokratie mit all ihren Eigenheiten geschildert. Natürlich lässt sich dabei die eine oder andere Verbindung zu aktuellen Problemen der heutigen politischen Landschaft wiederfinden. […] [Nikolaus Habjan und Neville Tranter] erschaffen eine surreale Welt, in welcher den Puppen Leben eingehaucht wird. Und in dieser Welt voller Witz und Satire erzählen sie ihre ‚schönböse‘ Geschichte, in der einem hin und wieder das Lachen beinahe im Hals stecken bleibt. (dorfzeitung.com, Matthias Traintinger, 19.11.2019)

 

 

Nikolaus Habjan knüpft in Graz gemeinsam mit Neville Tranter an den Erfolgsfilm ‚The Sound of Music‘ an. Very funny… Mit Stücken wie „The Nightclub“ oder „Schicklgruber“ hat der heute 64-jährige Tranter neue Maßstäbe des Genres gesetzt; seine Klappmaulpuppen sind nicht nur lebensgroß, sondern auch enorm lebendig. „The Hills Are Alive“ war Tranters Idee, er hat die Puppen gebaut und zeichnet auch für den Text verantwortlich. Dass Habjan als Co-Autor firmiert, hat dennoch seine Richtigkeit. Der Abend ist stark von seiner Performance geprägt, und auch an der Stückentwicklung war er offenbar maßgeblich beteiligt.(Süddeutsche Zeitung / sueddeutsche.de, Wolfgang Kralicek, 21.11.2019)

 

 

Habjan und Tranter sprechen auf der Bühne Englisch, wobei der österreichische Puppenmagier seine Hauptfigur – Mag. Norbert Frickl – mit einem so grottenschlechten, österreichischen Akzent ausstattet, dass er dafür Lacher ohne Ende erntet. Dass diese Klappmaulpuppe „familiar“ aussieht – mit Zügen, die zwischen Hitler und dem ehemaligen, österreichischen Innenminister der blauen Fraktion angesiedelt sind, zeigt auf, wie zeitgenössisch das Stück mit seinem bitterbös-beißenden Humor angesiedelt ist…Mit unglaublich raschen Szenen- und damit verbundenen Puppenwechseln dreht sich das Komödienkarussel rasantes. Dem Frickl an die Seite gestellte Soldat Kornbichler darf ohne Weiteres ein vermindertes Denkvermögen attestiert werden. Die sich daraus ergebenden Lachnummern stehen ganz in der Tradition der Wiener Doppelconferencen, wie sie schon kurz nach Gründung des ORF von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn so meisterhaft inszeniert wurden.

Sehr interessant ist der Umstand, dass alle Figuren, sieht man von den beiden sozial niedrigsten Personen des Kindermädchens und dem Rekruten ab, mit tiefen, seelischen Abgründen ausgestattet sind. Das rückt die Geschichte, trotz ihres skurrilen Fortgangs mit mehreren atemberaubenden Volten in Realitätsnähe. Es ist nicht nur die so kunstvoll verzahnte Erzählung, welche die eineinhalbstündige Aufführung wie im Flug vergehen lässt. Es sind die unglaubliche Spielfreude und die wandelbaren Stimmen der beiden Puppen-Großmeister, die bestechen. Dabei ist man gebeutelt zwischen Lachen, Fremdschämen, Staunen und einem aufkommenden Unbehagen, das einem sagt: Das hier ist zwar Theater, aber die Grenze zum realen Leben – wo ist die noch scharf auszumachen? (european-cultural-news.com, Michaela Preiner, 23.11.2019)

 

Politische Stücke sind immer heikel. Zu gerne beklatscht der Zuschauer sie weit unter seinem Niveau nur aus dem Grund, dass sie auf der Bühne seine politische Meinung artikulieren. Für das Theater gewonnen ist dadurch ebenso viel wie für die Politik, nämlich gar nichts. Ausnahmeerscheinungen sind Mangelware…Eine davon ist derzeit im Grazer Schauspielhaus zu sehen, und sie ist so unglaublich gut, dass man hofft, eine Bühne möge sie nach Wien holen… 

Zwei Puppenspieler mit den Sprachebenen dreier Puppenpersönlichkeiten gleichzeitig – da bleibt der Atem weg. Tranter und Habjan gönnen sich und dem Publikum Insider- und Metawitze, Bitterböses und Nur-Lustiges. […] Timing, Pointen, Akzente sitzen perfekt. Tranter und Habjan haben längst das Puppenspiel auf eine neue Ebene gehoben. Den beiden Ausnahmekünstlern gelingt es, die Natürlichkeit zu brechen und gleichzeitig die Brechung zu überwinden. Der Zuschauer ertappt sich dabei, mit den Puppen mitzufiebern. Das hat Habjan jüngst auch am Burgtheater mit der überwältigenden Satire „Böhm“ vorgeführt. Doch „The Hills Are Alive“ wagt und gewinnt noch mehr: Der Verflechtung von schwarzem Humor, Kabarett, politischem Statement und, ja, auch dies: Zärtlichkeit erwächst eine ganz eigene Bühnenpoesie, bitterböse und grell, gewiss, aber auch getragen von einer humanistischen Gesinnung. Der aktuelle politische Bezug hat sich zwar vorerst in Nachbeben und Nachwehen aufgelöst. Doch der Appell von Tranter und Habjan ist unüberhörbar ein flehentliches „Nie wieder“. (Wiener Zeitung / wienerzeitung.at, Edwin Baumgartner, 4.12.2019)

 

 Die überraschend kurzweilige Geschichte, die im Kern von einem alternden Exilösterreicherpärchen erzählt, das an der Rückkehr in die ursprüngliche Heimat zu verzweifeln droht, vergisst nicht auf »zackige« Ibizavideohinweise und einen Gastauftritt des Paradeauswanderers in Rot-Weiß-Rot, der nicht viel mehr sagen darf als das, was ihn stets am schnellsten identifiziert: »I’ll be back«.

Überhaupt ist das Stück nahezu ausschließlich in englischer Sprache gehalten, was Internationalisierungsgelüsten helfen wird und durchaus zusätzlich Charme ausstrahlt. 

Habjan und Tranter [liefern] mit ‚The Hills are Alive‘ fraglos potentielles neues Export(kultur)gut der Kategorie Mozart oder Klimt.(FAZIT. Wirtschaft und mehr, Peter K. Wagner, Jänner 2020)

 

Die Figuren sind grotesk überzeichnet. Bei den Re-Immigranten Max und Maria zum Beispiel handelt es sich um zwei faltig-verknöcherte alte Knacker – er ein lebensmüder Schluffi im Seidenpyjama- Hemd, sie ein vergreister Backfisch im rosa Ballett-Tutu. Trotz der karikierenden Über- zeichnung sind diese Puppen zu einer Differenziertheit im emotionalen Ausdruck fähig, die so verblüffend ist, dass einem auch als Zuschauer das Maul ein ums andere Mal staunend aufklappt. Freude, Trauer, Angst oder Arroganz – nichts, was die Puppen nicht auszudrücken vermögen, obwohl sie doch nur den Mund öffnen und schließen, aber an- sonsten keine Miene verziehen können. „The Hills are Alive“ am Schauspiel Graz ist die fulminant-witzige Parodie eines Musical- Klassikers, inklusive Gastauftritt einer Schwar- zenegger-Puppe als Lokalreferenz (der Governator stammt aus der Steiermark). Vor allem aber handelt es sich um eine beißende Österreichsatire über die Kontinuität nationalistischen Denkens von den 1930ern bis heute, die über die Jahre mal schwächer oder (wie heute in Zeiten des grassierenden Rechtspopulismus) mal deutlicher sichtbar war, aber nie ganz abgerissen ist. (Theater der Zeit, Januar2020)

 

 

„The Hills are Alive“ ist eine großartig subversive Groteske aufs Österreichertum, eine hervorragend gelungene Parodie, die auch pure Blödelei nicht scheut, die Dialoge sind sowohl politisch als auch was das Puppenwesen betrifft doppeldeutig – „I don’t wanna be realistic“ – „I know, you are not built that way“ – und was das Puppenspiel betrifft, ist der Abend sowieso herausragend. Der teuflische Frickl ist eine Glanzrolle für Habjan – Habjan ist immer gut, doch wenn er böse ist, ist er besser. Famos, wie er am Höhepunkt des Geiferns den Frickl einbremst, worauf ihn die Puppe entgeistert ansieht.

Und dachte wer, mehr geht nicht, für den passiert Wundersames. Denn dort, wo Nikolaus Habjan mitunter auch co-agiert, geht Neville Trantor ganz in der Figur auf. Den Blick nach innen gerichtet „verschwindet“ er hinter der Puppe, auch switchen die beiden zwischen den Charakteren, einer führt, einer spricht, oder einer arbeitet mit zwei Puppen gleichzeitig. Mit einem Wort: Große Kunst! Unfassbar, wie viele Gesichtsausdrücke so eine Klappmaulpuppe haben kann!

Die Kitschfantasie der Traumfabrik-Vorlage wird mit konkret Politischem unterwandert. Absurder noch als der gamsige Ziegenbock Billy, ein pathetischer Poet, der anno Alm Marias Streicheleinheiten überinterpretierte und nun mit bebendem Geißbart „Kiss me!“ fordert, sind die Seitenhiebe aufs hiesige und anderweitige Asylunrecht. Frickl, für den die von Trübs illegale Immigranten sind – … Man hat gelacht, man hat geweint, man hat sich unterhalten. Es war, wie Max sagt: Wunderbar! (Bühne, Michaela Mottinger, 10.03.2021)