„Ich konnte als Kind nicht pfeifen, mein Opa schon. Das hat mich immer wahnsinnig gemacht, weil ich das auch können wollte.“ Also hat er geübt, „bis mal ein Ton rausgekommen ist. Irgendwann hatte ich eine Tonleiter. Ich bin in vielen Dingen, die ich mache, Autodidakt“ – außer auf der Geige, deren Spiel er 13 Jahre lang erlernte. Die Liebe zur Oper weckte eine Aufführung von Mozarts Zauberflöte, da war er gerade einmal vier Jahre alt. Ich bin ein totaler Fan von Koloraturarien. Doch zum Sänger fühlt er sich nicht berufen.
„Das Schöne ist, dass ich beim Pfeifen dieses Arien-Musizieren auf sehr ernsthafte und professionelle Art betreiben kann. Auf diese Weise hört man Arien auch neu.“ Oder, wie ihm eine ältere Dame nach einem Auftritt einmal glückselig gestand: „Wissen S’, in der Oper muss ich mich so anstrengen, welcher Text grad gesungen wird. Bei Ihnen kann ich mich ganz auf die Melodie konzentrieren.“ Als „Riesenglück“ bezeichnet er seinen Partner am Klavier, Daniel Nguyen, „ein ganz großartiger Pianist, eigentlich Arzt, der mit 16 das Konzertfachstudium abgeschlossen hatte.“ (Oberösterreichische Nachrichten, 31. Oktober 2014)
Nikolaus Habjan hat eine große Bühnenpräsenz, er wirkte spontan und ungekünstelt, moderierte die jeweils dargebotenen Arien und führte die Zuhörenden amüsant in die Handlung weniger bekannter Opern ein. Sein Pfeifen war eine Nummer für sich. Vor allem die Koloraturarien, beispielsweise aus Mozarts Zauberflöte und auch jene von Rossini versetzten die Zuhörenden in Staunen. Wendig, intonationssicher und musikalisch gut phrasiert erklangen die virtuosen Arien. Dass Nikolaus Habjan nicht nur ein Pfeifakrobat ist, sondern auch musikalisch die Kompositionen ausdeutete, war vor allem in den langsameren Darbietungen nachvollziehbar.
Wenn man noch dazu die Originale im Ohr beziehungsweise vor Augen hatte, stellte sich zudem eine amüsante Doppelbödigkeit ein, denn auch noch so leidenschaftlich und virtuos gepfiffene Arien haben eine kuriose Ausstrahlung. Dabei ließ die Tonqualität der Pfeiftöne von Nikolaus Habjan aufhorchen, denn grell oder gar sinustönig klangen sie beileibe nicht. (Kultur, Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft, 25.07.2016, Silvia Thurner)
Wer an den Festspielen auf die Oper pfeift, muss das beherrschen. Mit der Pose eines echten Tenors stellte sich Nikolaus Habjan aufs Podium und startete mit Don Ottavios Auftrittsarie aus Mozarts „Don Giovanni“ durch, am Klavier begleitet von Daniel Nguyen.
Die silberhellen Tongirlanden erfreuten und erheiterten das Publikum, dem der vielseitige Künstler auch gleich keck erklärte, Ottavio sei der erste Kriminalist der Opernliteratur gewesen. Der pfiffige Parforceritt ging über die beiden Koloratur-Arien der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“, um mit dem Troubadour in die Verdi-Kurve zu schrammen, bei der auch „La Traviata“ nicht fehlen durfte.
Lach-Stürme und begeisterter Applaus erntete das fixe Duo auf der Bühne, welches mit der Arien-Auswahl aus vergangenen Produktionen den Bregenzer Festspielen ein Kränzchen wand. Selbst die hohen Cs gelangen dem Kunstpfeifer so vortrefflich, dass sich jeder im Raum anwesende Sänger herausgefordert fühlen musste.
Als besonderes Highlight war die Olympia-Bravour-Arie aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Offenbach zu hören.
Die Aufziehpuppe Olympia, die immer wieder mal den Faden verliert, schlug an diesem Abend den Bogen zum Puppenspieler Habjan. Man lachte Tränen.
Als Zugabe präsentierte das Duo die junge Klarinettistin Lila Scharang, die mit der klangvoll gespielten „Rhapsody in Blue“ den Auftakt zum etwas langen, aber nicht minder lustvollen Schlussmedley gab.
Mit Papageno und Papagena pfiffen und spielten sich alle Beteiligten in die Herzen des höchst amüsierten und bestens unterhaltenen Publikums, dem nach diesem Abend klar wurde: Auf die Oper zu pfeifen wie Habjan, ist kein Sakrileg, sondern eine Kunst. (Neue Vorarlberger Tageszeitung, Barbara Camenzind, 26.07.2016)
Weil Habjans Interpretationen – musikalisch wie theatral – einen Schritt aus dem übermächtigen Diskurs heraustreten und allein deshalb Neuheitscharakter haben, sind sie auch anziehend und zugänglich. Puccini & Co. in all ihrer heillosen Dramatik und Tragik auf das zu reduzieren, was man mit gespitzten Lippen an Tönen produzieren kann, hat vor allem einen Effekt: Man hört wieder die Musik. Und man hört, dass es geniale Musik ist. In den meisten zeitgenössischen Opernproduktionen sieht man vielleicht die Genialität des Regisseurs, die Originalität des Bühnenbildes usw. Aber man hört selten die schlichte Musik.
Kein Kommentar, keine Neuinterpretation kommt bei Habjan völlig ohne Augenzwinkern aus. Man kann nicht anders als lachen und muss ihn trotzdem zutiefst ernst nehmen. (Alpenfeuilleton, Susanne Haas, 25.07.2016)
In der Regel würden wir unsere Lippen nämlich für weit weniger ausdrucksstark als unsere Stimmbänder halten. Die zwei großen Arien der Königin der Nacht in perfekter Präzision und emotionaler Dichte zu pfeifen ist eigentlich schon eine anatomische Meisterleistung. Aber – und das ist das Wunderbare daran – es ist keine Sensation. Es sitzt einfach. Von seinem Kollegen vom Wiener Schuberttheater, dem Pianisten Daniel Nguyen, der sich einmal sogar für ein Pfeifduett hergibt, durchaus virtuos begleitet, pfeift Habjan vor allem schwere Koloratur- und Tenorarien. Natürlich sind die Stücke musikalisch reduziert, aber ihre Essenz tritt gerade darum umso klarer hervor. (Alpenfeuilleton, Juli 2016)
Exzellent, hochmusikalisch und mit viel Spaß
(Vorarlberger Nachrichten, 25.07.2016)
Am Ende pfeift dann sogar auch das Publikum voller Anerkennung — weil frenetischer Applaus und Standing Ovations anscheinend nicht ausreichen für das, was Kunstpfeifer Nikolaus Habjan mit seinen gepfiffenen Opernarien und dem Programm „Ich pfeife auf die Oper“ am Wochenende beim Burgfarrnbacher Publikum an Begeisterung auslöste.
Hier fiel wirklich alles aus dem Rahmen. Diese Burgfarnbacher Sonntagsmatinee war ein Sonderkonzert, das erste in den sagenhaften 42 Jahren der „Soiree im Schloss“-Reihe, um auch Nicht-Abonnenten die Chance zu bieten, diesen Nikolaus Habjan zu hören. Denn schon im Vorjahr riss der seit einer Woche 30-Jährige die Soiree-Zuhörer mit seiner Kunst von den Stühlen — Anlass genug für Programmchefin Claudia Floritz, das Multitalent erneut nach Fürth zu holen.
… angetan haben es ihm besonders die virtuosen Koloraturarien, da ist er Spezialist. Und ja, so mühelos, so akkurat und doch schön hat man die Rachearie der Königin der Nacht selten gehört…
Die Heroik des „Troubadour“, die kochende Wut der Königin der Nacht, die Verzweiflung der Rusalka, sie alle sind losgelöst von den üblichen Assoziationen; es sind nicht Männer und Frauen, die hier singen, sondern Menschen, die ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Die hohen Töne in Max’ Arie aus dem „Freischütz“ — „der am schönsten komponierte Angstkomplex der Oper“ — sind hier schrille Schreie einer gequälten Seele, wie kein Tenor sie hervorbringen könnte.
Und natürlich hat Habjan als Pfeifer den einen oder anderen Vorteil gegenüber so mancher Sopranistin, kann er doch eine frühe Rossini-Arie, die „eher für die Piccoloflöte als für die menschliche Stimme“ gedacht scheint, mit größter Virtuosität pfeifen, obwohl sie quasi keine Atempausen beinhaltet. (Fürther Nachrichten, Sigrun Arenz, 03.10.2017)
Je verrückter die Koloraturen, je leidenschaftlicher die Phrasen oder je feiner das Pianissimo – Nikolaus Habjan hat das virtuose Talent, Opernarien schlicht und einfach zu pfeifen – und dies exzellent, hochmusikalisch und vor allem mit viel Spass. Habjan bringt einen fast vergessenen Kulturschatz (das Kunstpfeifen) wieder ans Licht und gestaltet zusammen mit den MusikerInnen der Freitagsakademie einen halsbrecherisch gepfiffenen Abend mit Arien von Händel und Vivaldi.
Man glaubt nicht, dass dies funktioniert – man muss es erlebt haben! Zudem moderiert Habjan den Konzertabend mit wienerischem Charme und höchst unterhaltsam.(https://www.kulturzueri.ch/kulturdatenbank-zurich/veranstaltungen/nikolaus-habjan-die-freitagsakademie-bern/ 10.11.2017)
Dann das Finale: Habjan gibt eine Kostprobe seines Talents als Kunstpfeifer. Das Publikum ist überwältigt davon, wie er nachtigallengleich „Du bist die Ruh“ von Franz Schubert tiriliert, und dankt dafür mit großem Jubel. Ein Abend, der noch lange im Gedächtnis bleiben wird. (SZ vom 29.09.2018, Susanne Hauck)
Ist das wirklich der junge Mann, der seine Lippen spitzt,…Unglaublich, wie leicht und virtuos der Kunstpfeifer Nikolaus Habjan seine Rossini-Koloraturen in den Raum zwitschert. (Hamburger Abendblatt, 25.09.2018)
In puncto Koloraturenperfektion erwuchs Sabadus bei den Musiktagen freilich heftige Konkurrenz. Der Österreicher Nikolaus Habjan, eigentlich ein passionierter Puppenspieler, pfeift auf die Oper, ganz wörtlich: Er singt nicht, sondern pfeift mit instrumentaler Präzision und gestochen scharfer Intonation populäre Opernnummern, von eher besinnlichen Arien wie Wagners holdem Abendstern (aus dem „Tannhäuser“) bis zur Racheraserei der Königin der Nacht (Mozarts „Zauberflöte“). Mit Inbrunst gestaltet Habjan, stets einfühlsam, aber auch ein bisschen brav am Klavier sekundiert von Ines Schüttengruber, das Schubertlied „Du bist die Ruh“, und geradezu sinnfällig wirkt sein Pfeifkonzert bei der Arie der Puppe Olympia aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach, deren französischer Originaltext die Vögelchen im Laubengang („les oiseaux dans la charmille“) tirilieren lässt. Sabadus und Habjan unterstützen ihre Interpretationen mit verblüffend ähnlichem körperlichem Einsatz, mit den Händen scheinen Sie die Klänge plastisch zu formen, ihr Gesten- und Mienenspiel spiegelt beredt die Innenwelt der gerade interpretierten Musiknummern, Habjan leistet sich hin und wieder gar einen kapriziösen Hüpfer. (Frankfurter Allgemeine, Josef Oehrlein, 02.11.2018)
Eine solche Höchstleistung erlebt man selten. Mit einer Anmutung von Zirkusakrobatik, aber auch musikalisch berührenden Momenten reißt Habjan das Publikum im Kleinen Haus des Staatstheaters zu Jubelstürmen hin. .. Habjan erklärt kurz und locker etwas zur Situation der Opernfiguren und vermittelt dann pfeifend die Gefühlslage der jeweiligen Arie, von Händels „Alcina“ zu Mozarts „Fi- garo“, Rossinis „La Cenerentola“, Saint-Saëns’ „Samson und Dalila“, Verdi, Puccini, und schließlich sogar Schubert. Während man im ersten, klassischen Teil ein wenig mit Tinnitus-Gefahr kämpft, da je- de Sopran-Arie noch mal eine Oktave höher klingt, werden die romantischen Arien im zweiten Teil immer berührender und stimmungsvoller. Auch wenn der Text naturgemäß fehlt, so gelingt Habjan doch immer eine klare, musikalisch fein ausgefeilte Interpretation, mit der er die Hörer, etwa bei Schuberts „Du bist die Ruh“, regelrecht in seinen Bann zieht. (Wiesbadener Tagblatt, Dietrich Stern, 29.05.2019)
Dass viel Musikalität in Nikolaus Habjan steckt, ist jenen, die ihm in seinen Rollen begegneten, klar. Dass er sie immer noch auch als Kunstpfeifer zum Ausdruck bringt, bereitet besonderes Vergnügen und versetzt ins Staunen. Denn der Künstler wählt nicht nur die Hits und Gassenhauer. Im Programm, das er nun mit der österreichischen Pianistin Ines Schüttengruber realisierte, reihte sich eine anspruchsvolle Partie auf die andere. Nach der ersten großen Arie der Alcina aus der gleichnamigen Oper von Händel wurde den Zuhörern gleich noch viel musikgeschichtliches Wissen vermittelt, und zwar ungemein spannend und so, dass man neben der Tatsache, dass Habjan sämtliche Werke auswendig drauf hat, auch seinen Witz ästimiert. „Idomeneo“ ist also seine Lieblingsoper von Mozart. Ilia und Elektra, die beiden mehr oder weniger unglücklich Verliebten, werden fein charakterisiert und der Kraftakt, den Leonore in Beethovens „Fidelio“ vollbringt, wird auch mit Pfeiftönen plausibel.
Wer das Kunstpfeifen eher in den Bereich des Cabarets verbannt hat, leistet innerlich Abbitte und gibt sich nur noch dem Genuss einer einzigartigen Darbietung hin, wobei die Entscheidung schwerfällt, ob man nun dem Cherubino (aus Mozarts „Figaro“) mit seinem gesungenen „Voi che sapete . . .“ den Vorzug geben soll, oder der lupenreinen und dabei so witzigen Interpretation von Nikolaus Habjan. Vielleicht sollte sich die Frage auch gar nicht stellen, von Verdis „Il trovatore“ bis Puccinis „Turandot“ und Schubert-Liedern reicht das Repertoire, das das Publikum so begeisterte, dass es sich mit stehenden Ovationen bedankte.(Vorarlberger Nachrichten, 23.07.2019)
Aber mit Schuberts Liedern ist schon vieles gemacht worden. Die allerschönste Bearbeitung, die einem da grad einfällt, ist die von „Du bist die Ruh“, gespielt von der Tiroler Zaubercombo Franui. Das Grandiose an der Einspielung, die auf Franuis Geburstagsalbum „Ständchen der Dinge“ zu hören ist: Nikolaus Habjan pfeift die Singstimme. Ja, pfeift. Betörend. (Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl, 21. 02. 2019)